Dieter Blaschke vom Ingenieurbüro Blaschke verfügt über 30 Jahre Berufserfahrung im Bereich der Elektro- und Industriethermografie. Wir haben ihn nach seinen Erfahrungen befragt. H2>

Herr Blaschke, worauf muss man bei der Elektrothermografie besonders achten?
„Zunächst sollten Anlagen- und Arbeitsverantwortlichkeiten vor Ort klar definiert sein: Thermografische Arbeiten sind von Elektrofachkräften oder elektrotechnisch unterwiesenen Personen oder unter deren Aufsicht durchzuführen. Während der Messungen sollte der Thermograf durch eine Elektrofachkraft des Betriebs begleitet werden. Ferner ist auf die Einhaltung berufsgenossenschaftlicher Unfallverhütungs-Vorschriften, insbesondere der DGUV, Vorschrift 3 zu achten. Verhaltensregeln auf dem Werksgelände sind ebenso zu beachten wie in Prozessanlagen. Das setzt beispielsweise Sicherheitsbelehrungen oder Arbeitsgenehmigungen voraus.“
Welche Anforderungen werden an den Thermograf gestellt?
„Aufgrund von Brandrisiken in Elektroanlagen werden an das Prüfpersonal und die IR-Ausrüstung besonders hohe Anforderungen gestellt. Die Anerkennung als Elektrothermograf seitens der deutschen Versicherungswirtschaft liegt vor, wenn der Thermograf eine Stufe 2-Zertifizierung nach DIN EN ISO 9712 oder die Zertifizierung als Sachverständiger für Elektrothermografie nach der VdS-Richtlinie 2859 auf der Grundlage der Europäischen Feuerschutzrichtlinie CFPA nachweisen kann. Elektrothermografen ohne diesen Qualifikationsnachweis sollten zumindest nach DIN EN ISO 9712, Stufe 1 und als Elektrofachkraft nach DIN VDE 1000-10, Abschnitt 4.2 qualifiziert sein. Fachkräfte, die nicht elektrotechnisch ausgebildet sind, werden nach DIN VDE 1000-10, Abschnitt 4.2, als Elektrofachkraft anerkannt, wenn unter anderem der Lehrgang Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten absolviert wird. Elektrothermografen, die als Dienstleister unterwegs sind, sollten darüber hinaus über ein Sicherheitshandbuch SGU (Sicherheit, Gesundheit, Umwelt) oder auf internationaler Ebene SCC (Safety, Contractor, Certificate) verfügen.“
Worauf sollte man bei Schulungen achten?
„Seminare, Inhouse-Schulungen, Workshops sind als Qualifizierungs- und Fortbildungsmaßnahmen erforderlich, um den hohen Anforderungen an thermografisches Fachpersonal gerecht zu werden. Ein wesentliches Ziel sollte es auch sein, durch Weiterentwicklungen der Auswertungssoftware die aufgenommenen Wärmebilder noch effektiver zu gestalten, damit der Betreiber oder Versicherer unter Berücksichtigung der Aussagefähigkeit und Umsetzbarkeit der Dokumentation einen tatsächlichen Nutzen zur Risikobewertung ziehen kann.“
Welche praktischen Tipps können Sie den Lesern geben?
„Bei mechanischen Betriebsmitteln wird zur Beurteilung thermischer Auffälligkeiten eine Hot Spot-Klassifikation angewendet. In der Elektrothermografie-Praxis hat sich eine andere Verfahrensweise bewährt: Für eine qualifizierte Zustands- und Gefährdungsanalyse von Betriebsmitteln sollten zur Abschätzung des Schadensrisikos Beurteilungskriterien von thermischen Signaturen festgelegt werden. Abweichend von Normen und Richtlinien empfiehlt es sich, thermische Auffälligkeiten nach betriebsinternen Sicherheits- und Qualitätsstandards zu definieren, diese in Fehlerklassen mit Fehlerbewertung einzuordnen und daraus Handlungsvorschläge abzuleiten.“
Fazit: Ideale Ergänzung zur wiederkehrenden Prüfung

Mehr Infos zur Elektrothermografie
- Wärmebildkameras von Testo
- Praxisratgeber Elektrothermografie

Dipl. Ing. Dieter Blaschke
