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    3. Wärmepumpe im Altbau - Blogbeitrag

    5 Experten-Tipps, wie Sie als SHK-Fachbetrieb Ihre Kunden bei der Nachrüstung von Wärmepumpen am besten beraten

    Abbildung 1: Über 2 Millionen Fachwerkhäuser in Deutschland haben Bestandsschutz, was eine Dämmung äußerst schwierig macht. Aber selbst dort können Wärmepumpen bei fachgerechter Planung, Installation und Überwachung durch sachverständige Handwerker in vielen Fällen alte Öl- und Gasheizungen ersetzen. (Bildquelle: Nibe)

    Es kursiert viel Halbwissen über Wärmepumpen im Altbau, das auch jeden Heizungsbauer herausfordert. Wir helfen Ihnen dabei, Ihre Endkunden aufzuklären und als Sachkundiger für Wärmepumpensysteme Heizungswechselwillige optimal zu beraten. Denn der Austausch alter Öl- und Gasheizungen ist in vielen Fällen sinnvoll und technisch möglich – wobei aber grundlegendes Wissen zu beachten ist. Wir haben fünf der wichtigsten Themen zusammengestellt, die Fachbetriebe für Wärmepumpen in ihrem Beratungskoffer haben sollten.

    Familie Müller ist verunsichert. Für ihr kürzlich erworbenes Einfamilienhaus aus den 80ern müssen sie in diesem Frühjahr Heizöl einkaufen. Aber macht es wirklich noch Sinn, 6000 Euro für eine neue Tankfüllung zu bezahlen? Oder ist es besser, das Geld jetzt lieber in eine Alternative wie die Wärmepumpe zu investieren? Darüber haben die Müllers viel gelesen, sind nun sehr verunsichert und fragen einen SHK-Fachbetrieb um Rat. Ähnlich geht es Maia Salig. Von ihrem Gasversorger bekam sie kürzlich die Jahresabrechnung 2022 zu ihrer Eigentumswohnung, die sie mit ihrer Freundin bewohnt. Eine satte Nachzahlung von 1900 Euro. Sie fragt sich nun, ob ihre Gastherme überhaupt noch eine zukunftssichere Heizung ist? Denn niemand kann ihr sagen, wie sich der Gaspreis langfristig entwickeln wird. Dann doch besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Aber können Wärmepumpen in beiden Fällen helfen? Auch Frau Salig macht das einzig Richtige: sie bittet einen Heizungsbauer um Rat. Ist der jetzt aber teuer? Oder gibt es eine finanzierbare und gleichzeitig effiziente Alternative? Um fachkundige Antworten und sichere Lösungen für Gebäude und Wohnungen im Bestand zu haben, muss sich ein Handwerker bei Wärmepumpen sehr gut auskennen.

    Was Sachkundige für Wärmepumpensysteme wissen müssen

    Auf Heizungsbauer und alle Handwerker, die sich zu Sachkundigen für Wärmepumpensysteme nach VDI 4645 weiterbilden, wartet herausforderndes Fachwissen. Denn zusätzlich zum bisherigen Tagesgeschäft geht es jetzt auch um viele Themen rund um die Thermodynamik. Verglichen mit Verbrennungstechnologien ist das eine völlig neue Herangehensweise an die Planung, Auslegung und den Betrieb eines modernen Wärmeerzeugers. Aber auch das Wissen über Netzdienlichkeit, Stromtarife oder Förderangebote sollte zum neuen Dienstleistungsangebot gehören.

    JA, es ist möglich, Wärmepumpen auch im Bestandsgebäuden zu installieren.

    JA, es ist immer besser zuerst zu sanieren, aber

    NEIN, es ist in den meisten Fällen nicht notwendig für einen erfolgreichen Betrieb der Wärmepumpe.

    JA, es ist auch mit Heizkörpern möglich, oder eigentlich:

    NEIN, die Fußbodenheizung ist nicht notwendig, um mit einer Wärmepumpe sinnvolle Effizienz zu erreichen.

    JA, die Geräuschproblematik bei Luft/Wasser Wärmepumpen ist beherrschbar.

    NEIN, es mach keinen Sinn auf Wasserstoff als die Wunderlösung für die Gasheizungen zu warten.

    Quelle: LinkedIn, Prof. Marek Miara, Business Developer Wärmepumpen beim Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE, Freiburg

    Das bisherige Know-how über Öl- und Gasheizungen ist für einen Fachbetrieb Wärmepumpe eigentlich nur auf der Wärmeverteilseite von Nutzen. Und schon für neu gebaute Häuser und Wohnungen gibt es im Vergleich zu Heizungen mit einer Feuerungstechnik einiges mehr zu beachten. Schließlich müssen gute Jahresarbeitszahlen (JAZ) den Titel „Erneuerbare Energieerzeugung“ auch belegen. Dafür sind vor allem niedrige Vor- und hohe Rücklauftemperaturen sehr wichtig. Im Neubau kein Problem. Sollen hingegen Heizungen für Öl oder Gas in bestehenden Gebäuden ersetzt werden, braucht der Heizungsbauer weiterführende Kenntnisse und Informationen über die Funktionsweise von Wärmepumpen. Denn wird ein Gebäude plus Heizungssystem nicht von Grund auf saniert, sondern lediglich auf eine andere Wärmeerzeugungstechnik umgestellt, muss in der Planungsphase ein besonderes Augenmerk auf mögliche Fehlerquellen gelegt werden. Die gute Nachricht: Sehr viele unsanierte Wohnungen und Altbauten sind mit Wärmepumpen bei guten Jahresarbeitszahlen weiter beheizbar. Das bestätigen umfassende Feldtests und Langzeituntersuchungen, Praxiserfahrungen, daraus resultierende Produktweiter- und Neuentwicklungen – und vor allem das stetig wachsende Know-How einer bislang noch überschaubar großen Handwerksgilde.

    Aber egal ob erfahrener Heizungsbauer, oder Quereinsteiger: Sachkundige für Wärmepumpensysteme sollten besonders ihr Sanierungsfachwissen immer mit in ihrem Werkzeugkoffer tragen. So kann schnell mit dem Mythos aufgeräumt werden, dass im unsanierten Altbau Wärmepumpen generell keinen Sinn machen würden. Das ist inzwischen hinlänglich belegt.

    5 Experten-Tipps, um als Fachbetrieb Wärmepumpe zu glänzen

    Worauf sollte der Fachmann aber vorbereitet sein? Wir haben fünf der wichtigsten Themen bei der Umstellung von Öl auf Wärmepumpe und auch beim Austausch einer Gasheizung einmal unter die Lupe genommen, die dem Fachhandwerker in der Praxis begegnen.

    Die technischen Regeln für Arbeitsstätten (ASR) schreiben vor, dass am Arbeitsplatz eine „gesundheitlich zuträgliche Raumtemperatur“ vorliegen muss. Die Mindesttemperaturen sind dabei von der körperlichen Aktivität sowie von der Arbeitsschwere abhängig. Diese bisher gültigen

    EXPERTEN-TIPP 1:

    „Immer genug Wärme zum Heizen und für das Warmwasser. Wenn der Heizungsbauer die Leistung der Wärmepumpe, das Verteilsystem und den Speicher genau aufeinander abgestimmt hat, stimmen der Komfort und gleichzeitig auch die Jahresarbeitszahl.“

    Komfort – Jede Feuerungstechnik verbrennt Primärenergie und erzeugt durch eine heiße Flamme viel höhere Temperaturen, als zum Heizen, oder für warmes Wasser eigentlich benötigt werden. Daher können Öl- und Gasheizungen, die dazu im Altbau häufig überdimensioniert sind, auf einen Wärmebedarf sehr schnell reagieren. Wärmepumpen arbeiten hingegen träge, nutzen dafür Umweltwärme und gehen sehr effizient mit der eingesetzten Sekundärenergie Strom um. Der Stand der Technik erreicht heute bei guten Jahresarbeitszahlen um den Wert 3 Vorlauftemperaturen von 50 bis 55°C1, was zum Heizen eines Altbaus und für das Warmwasser in aller Regel ausreicht. Wichtig ist für den Heizungsbauer jetzt aber, die neue Wärmepumpe und den Pufferspeicher sehr genau auf das vorhandene Wärmeverteilsystem und die im Betrieb zu erwartende Heizlast abzustimmen. Erfolgt dies am sinnvollsten durch eine der Planung vorgelagerten und staatlich geförderten Beratung des Sachkundigen für Wärmepumpensysteme oder eines Energieberaters, wird es später keine Überraschungen geben. Fehlerquellen sind die Unter- oder Überdimensionierung der Wärmepumpe, was sich an kalten Tagen negativ auf den Bedarf an Wärme, die Jahresarbeitszahl, oder die Lebensdauer des Verdichters auswirkt. Wird viel warmes Wasser in kurzer Zeit benötigt, dann spielt der Pufferspeicher die entscheidende Rolle, damit niemand lauwarm duschen muss. Tatsächlich gehören Komforteinbußen zu den am häufigsten genannten Mängeln, die nach der Sanierung mit einer Wärmepumpe auftreten können. Wer aber vorausschauend plant und handelt, wird am Ende zufriedene Kunden erleben.

    EXPERTEN-TIPP 2:

    „Anders als bei Öl und Gas kommen der genauen Wärmebedarfsermittlung des Gebäudes, einer exakten Heizlastberechnung und der Betrachtung aller Systeme eine entscheidende Rolle für einen effizienten Betrieb zu. Nimmt sich der Heizungsbauer bei Wärmepumpen im Altbau dafür die notwendige Zeit, wird er am Ende zufriedene Kunden haben.“

    Heizlastabrechnung – Frage: Wieviel Wärmeenergie brauchen eine Wohnung oder ein Haus pro m² Wohnfläche im Jahr? Antwort: Das kommt darauf an. Stimmt. Gebäudeart und Größe, Gebäudehülle, Wärmeverteilung, Standort, Wetter, Anzahl der Bewohner, Nutzerverhalten,…, viele Faktoren sind bei einer Wärmebedarfsberechnung zu berücksichtigen. Und vor allem im (unsanierten) Altbau ist jetzt große Sorgfalt gefragt. Der dicke Daumen sollte unbedingt in der Tasche stecken bleiben. Es geht um die richtige Dimensionierung der Wärmepumpe, um ihre optimale Heizleistung berechnen zu können. Und wahrscheinlich ist es die Königsdisziplin des Kesseltausches, unter Einbezug aller Gegebenheiten am Ende das richtige Gerät auszuwählen. Natürlich gibt es inzwischen gute Auslegungsprogramme, wie auch Normen und Richtlinien zur Orientierung sowie Absicherung. Weiterbildungsmaßnahmen zum Sachkundigen für Wärmepumpensysteme nach VDI 4645 gehen auch ausführlich darauf ein. Neben diesen Berechnungsmethoden macht es außerdem Sinn, dass sich Handwerker ohne Praxiserfahrungen zu Wärmepumpen im Kollegenkreis und mit den Herstellern austauschen. Ebenso hilfreich sind heute verfügbare Quellen über Feldtests, Langzeitstudien, Foren, oder Erfahrungsberichte. All dieses Wissen vereint hilft bei der richtigen Wahl der Wärmepumpe. Tatsächlich kommt es viel mehr als bei einer Feuerungstechnik darauf an, die richtige Auslegung zu treffen. So sind der Bivalenzpunkt und Teillastfall für eine Wärmepumpe entscheidend, nicht die maximale Heizlast, oder gar die Leistungsangaben der alten Öl- oder Gasheizung. Es kann sogar sinnvoll sein, an wenigen sehr kalten Tagen im Jahr die Spitzenlast mit dem elektrischen Heizstab abzudecken, wenn es letztendlich die Jahresarbeitszahl positiv beeinflusst. Wie gesagt: Bei der Heizlastberechnung und der daraus resultierenden Auslegung eines Wärmepumpensystems ist Sorgfalt das oberste Gebot.

    Speicher – Im Gegensatz zu Öl- oder Gasheizungen ist für Wärmepumpen in der Sanierung ein Speicher immer empfehlenswert. Dafür gibt es verschiedene Gründe. So ist Umgebungsluft die mit Abstand am häufigsten genutzte Wärmequelle. Verdampfer von Luft-/Wasser-Wärmepumpen vereisen aber bei kalten Temperaturen und vor allem bei hoher Luftfeuchtigkeit. Für die Abtauung gibt es verschiedene Verfahren, die teilweise sogar dem Heizsystem Wärme entziehen. Aber egal wie, Abtauzeiten müssen über einen richtig dimensionierten Speicher gepuffert werden, damit es zu keinerlei Komforteinbußen kommt. Gleiches gilt für Sperrzeiten, die gegebenenfalls mit dem Energieversorger vertraglich vereinbart wurden.

    Kommen zur Wärmepumpe weitere Wärmeerzeuger wie eine Solarthermieanlage hinzu, oder wird das alte Öl- oder Gasgerät für die Spitzenlast beibehalten, dann wird bivalent geheizt und auf unterschiedlichen Temperaturniveaus eingespeist. Dafür eigenen sich Schichtenspeicher, die das warme Wasser für die Entnahme auf unterschiedlichen Temperaturen vorhalten. Werden dann verschiedene Vorlauftemperaturen benötigt, wenn Fußbodenheizung und Radiatoren in einem Gebäude kombiniert sind und dazu das Warmwasser erzeugt wird, hilft der richtig dimensionierte Schichtenspeicher in Kombination mit einer intelligenten Regelung ebenfalls, die Wärmepumpe effizient zu betreiben. Sind in einem Altbau ausschließlich Heizkörper vorhanden, die mit einer Einzelraumregelung arbeiten oder sind die hydraulischen Bedingungen tatsächlich unklar, ist ein Trennspeicher sinnvoll, der die Wärmepumpe von der Verteilung entkoppelt. So werden einerseits die benötigten Mindestvolumenströme gesichert und andererseits vermieden, dass die Wärmepumpe in den ungewollten Störbetrieb geht.

    Aber egal worauf die richtige Wahl fällt: Der Speicher und auch die darin verbaute Wärmeübertragerflächen müssen zur Wärmepumpe und dem vorhandenen Verteilsystem passen. Er sichert den störungsfreien Betrieb, verhindert ein zu häufiges Takten des Verdichters, überbrückt Ladepausen der Wärmepumpe, sichert den Heizkomfort und lässt die Wärmepumpe bei optimalen Vor- bzw. Rücklauftemperaturen arbeiten. Dazu ermöglicht er die Warmwasserbereitung in ausreichender Menge. Kriterien, nach denen der Sachkundige für Wärmepumpensysteme den richtigen Speicher wählt, sind der Platzbedarf, Hygiene, Komfort, die Kosten und natürlich die Energieeffizienz.

    EXPERTEN-TIPP 3:

    „Wenn bei einer Feuerungstechnik in einem Altbau der Wärmeerzeuger das Herz der Heizungsanlage war, ist es bei der Umstellung auf ein Wärmepumpensystem der Speicher. Darum muss dieser Komponente bei einer vorausschauenden Planung, Typisierung und Dimensionierung ein großer Wert beigemessen werden. “

    EXPERTEN-TIPP 4:

    „Mit Öl oder Gas beheizte Bestandsgebäude werden warm, auch wenn ein hydraulischer Abgleich längst überfällig ist. Spätestens bei der Umstellung auf eine Wärmepumpe muss das Wärmeverteilsystem hydraulisch abgeglichen werden, damit Komfort, Effizienz und Betriebskosten stimmen.“

    Hydraulischer Abgleich – So gut die Wärmepumpe und ihr Speicher auch dimensioniert sind: Ein effizienter und störungsfreier Betrieb wird nur dann gelingen, wenn auch die Wärmeverteilung stimmt. Der hydraulische Abgleich gehört daher zum unbedingten Pflichtprogramm bei der Inbetriebnahme einer Wärmepumpe, besonders nach einem Kesseltausch. Denn: Im Gegensatz zu Feuerungsanlagen brauchen Wärmepumpen zwischen Vor- und Rücklauf eine möglichst kleine Temperaturspreizung, um effizient zu arbeiten. Darum sind die Volumenströme des Heizungswassers im Verteilsystem auch deutlich größer, als es im gleichen Gebäude zuvor bei Öl oder Gas der Fall war. Eine Änderung, die selbst von erfahrenen Praktikern immer wieder übersehen wird. Im schlechtesten Fall führt es dazu, dass die Wärmepumpe in einem System ohne Pufferspeicher ihre Wärme nicht mehr abgeben kann und über den Hochdruck-Pressostat abschaltet. Ständige Störungen und Komforteinbußen sind die Folge. Ventile, Pumpen und Überströmventile sind daher bereits in der Planungsphase einer Sanierung zu prüfen, gegebenenfalls auszutauschen oder nachzurüsten. Gleiches gilt für die Rohrdimensionierung und Radiatorenflächen. Der hydraulische Abgleich sichert den notwendigen Mindestvolumenstrom, damit Wärmepumpen ihre Mindestlaufzeiten einhalten und nicht zu häufig ins Takten geraten. Kann beides nicht gesichert werden, ist ein Trennspeicher vorzusehen. Und bis sich das System eingespielt halt, sollten Betreiber wie auch Berufsspezialisten für Wärmepumpen den Wärmeenergieverbrauch in der Anfangszeit ständig kontrollieren, um im Bedarfsfall nachjustieren zu können. Monitoring-Apps der Hersteller und intelligente Regelungen machen dies heute sehr einfach, ermöglichen neben einer Verbrauchsüberwachung sogar viele Anpassungen per Fernzugriff. Im neuen Gebäudeenergiegesetz GEG ist dazu übrigens ein Passus eingearbeitet, dass eine Zentralheizung mit einer zentralen selbsttätig wirkenden Regelung ausgestattet sein muss, um die Wärmezufuhr zu bedienen oder elektrische Antriebe an- und abzuschalten. Der Markt bietet dafür alle notwendigen Lösungen.

    Abbildung 2: Luft-/Wasser-Wärmepumpen mit der Wärmequelle Luft entwickeln sich seit Jahren zur führenden Systemtechnologie. (Grafikquelle: Bundesverband Wärmepumpe)

    Aufstellort – Unser fünftes und mit den meisten Emotionen verbundene Thema betrifft den Aufstellort einer Wärmepumpe. Genauer gesagt geht es um Luft-/Wasser-Wärmepumpen, die das mit großem Abstand inzwischen am weitest verbreitete System sind. Das gilt für den Neubau und erst recht bei Nachrüstungen im Bestand. Zwei Varianten sind wählbar: Monoblock und Splitgeräte mit Kältemittel führenden Leitungen zwischen Außen- und Innenteil. Steht oder hängt ein Monoblock im Gebäude, wird Zuluft angesaugt, Umweltwärme entzogen und kältete Fortluft wieder ausgeblasen. Bei dieser Variante kommt es auf zwei Dinge an: Die Rückkopplung zwischen beiden Luftströmen zu vermeiden und vor allem den Abluftkanal zu entkoppeln bzw. so zu platzieren, dass möglichst wenig bis gar kein Schall ins Freie, oder durch offene Fenster zurück ins Gebäude dringen kann. Wesentlich sensibler sind Monoblockwärmepumpen in Außenaufstellung und Splitwärmepumpen mit Verdampfer plus Verdichter in der Außeneinheit. Deren Standort ist sorgsam zu eruieren, bestenfalls abgewandt vom eigenen Wohnhaus und in genügend großer Distanz zur Nachbarschaft. Auch Rückkopplungen durch Körperschall über Wände ist auszuschließen. Dabei dürfen keine Kompromisse eingegangen werden. In sehr eng bebauten Wohngegenden und im Umfeld von Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen oder Naherholungsgebieten mit besonderen Lärmschutzanforderungen kann es durchaus zu Problemen kommen – in seltenen Fällen sogar zum Ausschluss der Wärmequelle Luft. Um Ärger zu vermeiden, sollte der Sachverständige für Wärmepumpensysteme beim Tausch einer alten Öl- oder Gasheizung den Aufstellort einer Luft-/Wasser-Wärmepumpe im Außenbereich schon zu Beginn der Planungsphase prüfen und mit seinem Kunden sowie der Nachbarschaft festlegen. Das erspart viel Ärger im Nachhinein. Im Zweifelsfall sind Schallmessungen gemäß TA-Lärm ratsam, sofern sichergestellt werden muss, dass sich Nachbarn nicht gestört fühlen. Tatsächlich arbeiten moderne Luft-/Wasser-Wärmepumpen heute sehr leise, sind dazu schallgedämmt und bieten in der Modellvielfalt aller Hersteller verschiedene Lösungen – bis hin zu Designvarianten – die sich für eine Sanierung eignen.

    EXPERTEN-TIPP 5:

    „Der Aufstellort der Außeneinheit einer Luft-/Wasser-Wärmepumpe birgt aus verschiedenen Gründen Konfliktpotential. Darum sollte jeder Sachverständige für Wärmepumpensysteme im Zweifelsfall sowohl seinen Kunden, als auch deren Nachbarn von Anfang an in die Planungen mit einbinden.“

    Gibt es ein ‚Happy End‘ für die Wärmepumpe im Altbau?

    Natürlich sind beim Tausch einer alten Öl- oder Gasheizung außer den zuvor besprochenen sehr wichtigen Themen noch andere Dinge zu beherzigen. Seien es die zu tätigenden Investitionen und Finanzierungsmodelle, das realisierbare CO2-Einsparpotential, Förderangebote, die Einkopplung von PV und neue Möglichkeiten der Netzdienlichkeit oder auch die wirklich langfristig beste Wahl der Wärmepumpe beim Kältemittel. Darüber werden wir das Handwerk in weiteren Beiträgen dieser Know-How Serie informieren. Ein Sachverständiger für Wärmepumpensysteme muss auch wissen, dass der Tausch „fossil“ gegen „erneuerbar“ deutlich zeitaufwändiger ist. Denn wenn eine alte Gasheizung beispielsweise an einem Tag gegen eine Brennwerttherme getauscht wird, sind selbst mit der notwendigen Erfahrung für eine Wärmepumpe mindestens 2,5 Tage zu kalkulieren. Bedenkt man aber, dass bislang noch 75 Prozent aller Wohnflächen in Deutschland mit fossilen Energien beheizt werden, zeigt es das immense Potential der Wärmepumpe im Sanierungsmarkt.

    Abbildung 3: Zufriedene Kunden nach dem Heizungstausch – das wünscht sich jeder Heizungsbauer und Sachverständige für Wärmepumpen. Mit unseren Experten-Tipps und dem notwendigen Respekt für der Aufgabe steht dem aber nichts im Wege, auch nicht beim Heizungstausch im Altbau. (Bildquelle: BWP)

    Übrigens, Familie Müller riet ihr SHK-Fachbetrieb, deren Mitarbeiter sich zu Sachverständigen für Wärmepumpensysteme weitergebildet haben, ihr Geld nicht nochmals in Heizöl, sondern tatsächlich in eine neue Luft-/Wasser-Wärmepumpe zu investieren. Und Maia Saligs Wohnung eignet sich nach fachkundiger Begutachtung eines Heizungsbauers bestens für eine Hybrid-Wärmepumpe, mit der sie sich dann sogar auf E-Fuels und die Zukunft einstellen kann. Letztendlich also ein Happy End mit Wärmepumpe. Für die Kunden – und besonders für das Handwerk.

    Abbildung 4: Unterschiede Feuerstätte und Wärmepumpe (Quelle: "Leitfaden für Fachhandwerker: Umsteigen auf die Wärmepumpe" des VdZ - Wirtschaftsvereinigung Gebäude und Energie e.V. )

    Praxisratgeber: Wärmepumpen in 4 Modulen

    Modul 1: Wärmepumpen verstehen

    Modul 2: Grundlagen und Hauptkomponenten

    Modul 3: Richtig Planen und Messen

    Modul 4: Schall

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