Was das SHK-Handwerk aktuell beschäftigt
Das SHK-Handwerk hat gerade alle Hände voll zu tun. Neben dem Wärmepumpengeschäft, das durch politische Entscheidungen einen regelrechten Boom erlebt, kommen aus der Europäischen Union noch einige weitere Maßnahmen, um die Klimaziele zu erreichen. Viele davon betreffen auch den Heizungsbau: Die Energieeffizienzrichtlinie der EU zum Beispiel beschert ebenfalls viele Kundenaufträge. In Deutschland setzt man diese Richtlinie über die Heizkostenverordnung um, in der unter anderem geregelt ist, dass Wärmeverbrauchszähler fernablesbar und kompatibel zu Smart-Meter-Gateways sein sollen.
Mit den politischen Entwicklungen der vergangenen Jahre wurde außerdem die Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung über mittelfristig wirksame Maßnahmen ins Leben gerufen. Die EnSimiMaV, wie sie auch heißt, sieht großflächig hydraulische Abgleiche bestehender Heizsysteme auf Gasbasis vor, die bis 2024 durchgeführt werden sollen. Wir haben darüber bereits in unserem Blog unter dem Stichwort „Heizungscheck“ berichtet.
Mit Blick auf all diese Maßnahmen stellt man sich zurecht die Frage der Machbarkeit. Bei der E. Stather GmbH und vielen anderen Betrieben sind die Ausbildungsstellen stets vollbesetzt, allerdings gibt es keine Garantie, dass die Lehrlinge nach der Ausbildung im Betrieb bleiben. „Die Verdienst- und Aufstiegsmöglichkeiten sind so gut wie nie, trotzdem herrscht allgemein die Meinung, man müsse unbedingt studieren. Der Fachkräftemangel ist ein echtes Problem, sowohl in ländlichen Gebieten als auch in der Stadt,“ erklärt Christian Stather, der die Geschäfte im Familienbetrieb leitet. Auch Konrad Wangart von der Lassen GmbH sieht die Abwerbung ausgebildeter Fachkräfte problematisch:
Es ist wichtig, dass für die Energiewende alle an einem Strang ziehen. Das heißt auch, dass wir uns im Handwerk, aber auch in der Industrie um Ausbildungsplätze bemühen müssen. Das gegenseitige Abwerben und Überbieten sind keine Strategien, die mittel- und langfristig funktionieren können, wenn wir die Klimaziele erreichen wollen.
Konrad Wangart, Lassen GmbH
Wenn es um die Installation von Wärmepumpen geht, kommen lange Lieferzeiten erschwerend hinzu. Mit bis zu 18 Monaten muss aktuell laut dem Bundesverband Wärmepumpen gerechnet werden. Mit Blick auf die hohen Investitionen der Wärmepumpen-Hersteller, die unter anderem in neue Werke fließen, dürfte sich die Geräteknappheit aber bald entspannen. Nachdem wir die Heizungs- bzw. Wärmepumpenhersteller befragt haben, wollten wir auch die Perspektive aus dem Handwerk einholen. Dafür haben wir, neben Christian Stather, auch mit Konrad Wangart von der Lassen GmbH gesprochen. Wie sehen sie dem Wärmepumpen-Boom entgegen und wie läuft es aktuell?
Die Lassen GmbH kümmert sich in Freiburg und Umgebung mit 30 Mitarbeitern ausschließlich um renovierte Objekte. Neubauten bedient die Firma nicht. Und trotzdem, so Wangart, dreht sich ein Großteil des Geschäfts um Wärmepumpen. Seinen Kunden empfiehlt er, zusätzlich zur Wärmepumpe, eine PV-Anlage zu installieren, „damit der Strom, der für die Wärmepumpe benötigt wird, erstens günstiger und zweitens auch wirklich grün ist.“
Die zwei betrieblichen Ausbildungsplätze will man bei Lassen dieses Jahr auf 3 oder sogar 4 Plätze erweitern, „weil so viele gute Bewerbungen reinkamen,“ erklärt Wangart. Er sieht eine Trendwende, die weg vom Studium und wieder hin zum Handwerk geht, da Verdienst- und Aufstiegschancen rosig aussehen, wie selten zuvor. Auch bei Stather sind alle sechs Ausbildungsstellen voll besetzt, um für Nachwuchs im Heizungsbau zu sorgen.
Kundenanfragen nur noch digital
Bei Lassen hat man sich etwas einfallen lassen, um die vielen Kundenanfragen besser zu managen. Interessierte müssen über die Website des SHK-Betriebs ein Formular ausfüllen, in dem die wichtigsten Eckpunkte zu ihrer Anfrage bereits vorab geklärt werden. Was soll wo gemacht werden, und für welche Fläche? Der Gipfel der Kundenanfragen aber sei schon wieder vorüber, verrät uns Wangart. Vor allem während der Gaspreisexplosion vergangenes Jahr seien enorm viele Interessenten auf Lassen zugekommen. Was sich allerdings geändert hat und wohl auch noch eine Weile so bleiben wird: Die Monteure sind jetzt deutlich häufiger wegen Heizsystemen im Einsatz als für Bäder. „Früher hielt sich das ungefähr die Waage – 50 % Sanitär und 50 % Heizung,“ sagt Wangart. Durch die Vorqualifizierung der Kunden spart man sich bei der Firma Lassen eine Menge Zeit, die anderweitig sinnvoller genutzt wird, zum Beispiel für die Installation von Wärmepumpen.
Vollgas für die Energiewende
Habecks Ziel von 6 Millionen installierten Wärmepumpen hält Wangart für realistisch umsetzbar und fügt hinzu: „Wahrscheinlich ist es sogar noch zu wenig, wenn man sich anschaut, wie viel in den letzten Jahren verpennt wurde. Wir müssen jetzt Vollgas geben, damit die Energiewende glückt.“ Auch Stather sieht die Wärmepumpe als beinahe Alternativlos: „Ab 2024 müssen neue Heizsysteme mindestens zu 65 % mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Da ist die Wärmepumpe die einzige Lösung.“ Sowohl Stather als auch Wangart haben aktuell aber teilweise lange Vorlaufzeiten für Wärmepumpen. „55 Wochen und darüber hinaus können es schon werden,“ sagt uns Stather. Der Wert liegt mit umgerechneten 13 Monaten zwar immer noch unter der Angabe des Bundesverbands Wärmepumpe, allerdings ist er angesichts von teilweise noch unklaren Förderbedingungen noch immer ein Risikofaktor für die Kunden und damit auch für die Heizungsbauer.
Startklar für die Wärmewende
Die nächsten Jahre werden herausfordernd für die SHK-Branche. Wir begleiten Sie auf der Mission Wärmepumpe.
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Konrad Wangart, Lassen GmbH
„Die Technologie ist mittlerweile so weit, dass der Einsatz in ca. 80 % der von uns durchgeführten Heizungsbauaufträgen Sinn ergibt – und dabei handelt es sich um Altbauten. Wärmepumpen sind für mich ganz klar die neue Leittechnologie“
Geballtes Wärmepumpenwissen
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